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Edition:02/2006
Klaus-Peter Kleszewski

KUAS200601

Heimat in der Sierra Agua Chiouita

Astrophytum capricorne (Cactaceae) mit rein gelben Blüten

von Heinz Hoock & Klaus-Peter Kleszewski

„Die Blumen, einzeln aus dem Scheitel hervorkommend…(sind) schwefelgelb, allein im Centrum … findet sich ein leuchtendes hochrothes Auge…“. Mit diesen Worten beschrieb A. DIETRICH (1851) den für die damalige Zeit sensationellen Neufund eines Astrophytums als Echinocactus capricornis A. Dietrich, das vor allem durch den tiefroten Schlund der gelben Blüten eine große Überraschung darstellte (Abb.1). Bis dahin kannte man aus der Gattung nur Astrophytum myriostigma Lemaire, Astrophytum ornatum (De Candolle) F.A.C. Weber ex Briton & Rose (syn. Echinocactus ornatus De Candolle) und Astrophytum asterias (Zuccarini) Lemaire (syn. Echinocactus asterias Zucarini) die sämtlich mit rein gelber Blüte beschrieben worden waren. Alle später entdeckten Varietäten von Astrophytum capricorne (A.Dietrich) Britton & Rose hatten ebenso einen roten Blütenschlund wie der Erstfund. Viele Jahre später beschreibt H. MÖLLER (1925) rein gelb blühende Capricornen aus der Sierra Parras (Coahuila, Mexiko) als Echinocactus capricornus var. crassispinus H. Möller. Eine natürliche Population dieser Pflanzen ist in Mexiko aber bisher nicht gefunden worden. Es gibt nur Einzelexemplare in Kultur mit meist unklarer Herkunft, die der Erstbeschreibung ungefähr entsprechen. Kein Wunder, dass es viele literarisch dokumentierten Spekulationen über diese Pflanzen gibt.

Seit H. Möller (1925) hat sich unser Wissen um den A. capricorne-Kreis erheblich erweitert. Von fast allen Varietäten sind einzelne Exemplare in der Natur gefunden worden, die rein gelbe Blüten besitzen oder deren Blütenschlundfarbe nur leicht orange bis pfirsichfarben ist. Häufig sind dann diese Blüten kleiner und die Helligkeit der Dornen ist ebenfalls zu einem Hellgelb reduziert. Besonders deutlich geprägt ist dieses Merkmal bei den Populationen von Astrophytum capricorne v. niveum (Kayser) Okumura in der Gegend von Cuatro Cienegas (Coahuila, Mexiko). Über deren nudale Variante, die dem “Crassispinum” von H. Möller morphologisch so nahe kommt, ist zuerst von BERNHARD & HOOCK (1986) berichtet worden. Aber ihre Blütenfarbe ist ebenfalls nur in sehr wenigen Ausnahmefällen rein gelb, wie die nunmehr 19 Jahre dauernde Beobachtungen an Sämlingspflanzen zeigen. Auf der dem Habitat östlich gegenüber liegenden Seite des Bolsons (=Tal) ist uns eine Population bekannt, die stärker zur Reduktion der roten Blütenschlundfarbe neigt. In ihrer Erscheinungsform steht sie Astrophytum capricorne v. aureum (H. Möller) Okumura nahe. Wir möchten sie in diesem Beitrag vorstellen.
Der Wuchsort liegt im Ausdehnungsgebiet der Sierra Agua Chiouita, welche weiter südlich in die Sierra La Purisima übergeht. Dieser sich von Nord nach Süd erstreckender Gebirgszug bildet gleichzeitig die natürliche Ostbarriere des Bolsons von Quatro Cienegas. Auf kleinen vorgelagerten Hügeln sowie in der Ebene sind die Pflanzen von Astrophytum capricorne var. aureum anzutreffen (Abb. 2). Als vorherrschendes Gestein sind grober Kalkschotter mit Feinanteilen für die Ebene und kalkige Felsplatten, Abrisse, Kanten und Schotter im Bereich der Hügel zu nennen. Bei mehreren Besuchen im April und Mai konnte festgestellt werden, dass eine starke, intensive sowie zeitlich lange Sonneneinstrahlung zu den klimatischen Bedingungen des Habitats gehörten. Diese wird allerdings immer durch einen mehr oder weniger starken Wind begleitet. Die gemessene Höhe über dem Meer liegt bei 700-720 Metern.
Die Körperform der gefundenen Exemplare von Astrophytum capricorne v. aureum ist kugelig bis hin zu zylindrisch mit einer breiten Basis. Die blaugrau schimmernde Epidermis ist schütter mit Wollflocken überzogen. Exemplare die der Sonne direkt und ohne Schutz ausgesetzt sind, zeigen eine rötliche bis rote Verfärbung der Epidermis. Die Rippen sind kantig, wobei je nach Ernährungsstand auch pralle Rippen bzw. gedrehte Rippen vorkommen können. Die Areolen sind filzig grau. Die Bedornung steht dicht und stechend um den Pflanzenkörper und ist im Neutrieb goldgelb. Später ist davon nur noch ein schmutziges Grau vorhanden. Das untere Dornenpaar ist kantig abgeflacht und nach unten  geschwungen beziehungsweise gebogen (Abb. 3). Bei den Blüten sind Pflanzen aus diesem Habitat sehr variabel. So findet man Exemplare, die sich in ihrer Blütenfarbe sowie im Aufbau der Blüten nicht von anderen A. capricorne-Populationen unterscheiden.
Bei ihnen ist die klassische Blütenfarbe gelb mit rotem Schlund und rotem Blütenboden vorhanden. Interessant ist aber die Tatsache, dass einige Exemplare (das Verhältnis kann nicht eindeutig bestimmt werden) Blüten in reinem Gelb hervorbringen. Auch in der Blütengröße gibt es Unterschiede. In der Regel liegt der Durchmesser bei ca. 6 cm (Abb. 5) es kommen aber auch Pflanzen vor, deren Blütendurchmesser 3 cm nicht überschreitet (Abb. 6).
Bleibt zu erwähnen, dass als Schutz vor einer direkten Sonneneinstrahlung die Astrophyten häufig unter oder am Rand von Kreosotebüschen, Agave lechugilla (Torrey,) Fouquieria splendens (Engelmann) sowie Hechtia spec. zu finden sind. Durch bessere Wachstumsbedingungen werden die Exemplare aus der Ebene vom Habitus wesentlich höher als Exemplare der Felsenregion (Abb. 4).

Neben den bereits genannten Begleitpflanzen ist Astrophytum capricorne var. aureum mit Mammillaria lasiacantha (Engelmann), Mammillaria pottsii (Salm-Dyck), einer interessanten Form von Echinocereus pectinatus (Scheidweiler)) Engelmann, Echinocereus stramineus (Engelmann) Ruempler, Ecobaria zilziana (Bödeker) Baeckeberg sowie Opuntia spec. vergesellschaftet.

Literatur:

BERNHARD, U.; HOOCK, H. (1986): Die Astrophyten von Cuatro Cienegas - Kakt. and. Sukk. 37 (7): 141-147.

DIETRICH, A. (1851): Beiträge zur Cacteenkunde (Echinocactus capricornis) - Allgemeine Gartenzeitung 19 (35): 273-275.

MÖLLER, H. (1925): Echinocactus capricornus DIETR. und seine Varietäten - Zeitschrift f. Sukkulentenkunde 2 (7): 27-129.


Heinz Hoock                                                      Klaus-Peter Kleszewski
Weingartenweg 35                                           Im Brückfeld 4

D - 84036 Landshut                                         D - 65207 Wiesbaden

Bilder:

Abb. 1

Abb. 2

Abb. 3

Abb. 4

Abb. 5

Abb. 6